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Die Abenteuer von Gork & Morbus
Das Frogger-Spiel

Natürlicherweise war es wieder mal ein völlig normaler, goldglänzender Morgen im Hause unserer landesweit unbekannten Supervolkshelden Gork & Morbus. Noch während er im tiefsten Frühstücksrausch Nutellatoast um Marmeladenbrötchen verschlang, fühlte Gork, dass er alleine am Tisch saß. Einen Moment lang machte ihn das fast stutzig, bis ihm einfiel, dass dies die vorigen Tage immer so gewesen war. Er legte also die Gedanken wieder beiseite und biss erneut kräftig in die Käsestulle. Aua!!! brüllte er, denn seine linke Hand steckte noch zwischen Brot und Butter. Vor lauter Schmerz rannte Gork zum Erste-Hilfe-Kasten. Hastig öffnete er ihn, und eine große Welle völlig verstaubter Luft fiel ihm entgegen. Gork hustete 3 mal und rappelte sich dann wieder auf: Im Schrank stand genau eine Rolle gebrauchtes Verbandsmaterial, das mindestens 50 Jahre alt war. Aber egal. Gork versuchte nun, sich einen Verband um seine linke Hand anzulegen, und das mit einem Gameboy in der rechten und einem XBOX-720-Controller in der linken Hand, sowie einem Schokoladeneis von Thors Eistheke im Mund. Nach fast mehr als 0 Versuchen verlor Gork den Glauben daran, es je zu schaffen, und ging erst mal nach draußen, um zu spielen. Kaum fiel die Haustür knarrend aus den Scharnieren, ergoss sich eine Flut gleißenden Sonnenlichtes in Gorks Augen, und er wurde geblendet wie als würde er in eine Schatzkammer voll vergilbten Silbers blicken. Dies würfelte Gorks hiesige Gefühlswahrnehmung durcheinander wie ein defekter Betonmischer eine leere Packung Sägemehl, und er fiel völlig bewusstlos um.
Jetzt wird man sich natürlich fragen, wo in all den vorangegangen Zeilen denn bitteschön Morbus steckte. Nun da Gork ein Päuschen machte, ist Zeit mal nach Morbus zu schauen. Man muss schon über geballte Kompetenz in Sachen Detektivfähigkeiten wie die amateurhaften Profiermittler aus namhaften Nachmittags-Pseudo-Reality-Kriminalshows verfügen, um das Nichtvorhandensein von Morbus beim Frühstück dahingehend zu deuten, dass er woanders als in der Küche sein könnte.
Da man allerdings nie auf Nummer Sicher gehen kann, gucken wir doch lieber noch einmal nach, denn doppelt hält bekanntlich besser, das wissen auch alle, die schon einen Tisch ein zweites Mal gedeckt haben - die so genannten Doppeldecker. Doch wohin man den Blick auch schweifen ließ, Morbus war nicht zu erkennen. Erst als dem Autor, also mir, auffiel, dass er schon die ganze Zeit auf beiden Augen eine Piratenklappe trug, konnte sich der Lauf der Geschichte von Ultralangweilig in Voll Langweilig ändern. Morbus saß wie ein besessener vor dem übergroßen Fernseher in der Stube und zockte ausgediente Konsolenspiele wie Pokermon oder Beta Fantasy. Je mehr er spielte, desto mehr stieg ihm die Idee zu Kopf, selbst ein sinnloses virtuelles Abenteuer zu basteln. Morbus war nun verrückt danach, ein ultradigitales Videospiel zu entwickeln, in dem 2 verrückte Spielfiguren mit Kartoffeln noch verrücktere Karotten abwerfen sollten. Dazu musste er allerdings erst einmal schnell lernen, wie man sowas macht. Zwar standen bei Morbus im Geheimlabor mindestens 5000 verschiedene Bücher, aber jedes Buch diente nur dazu, den IQ von Morbus um je einen Punkt anzuheben. Immerhin hatte Morbus schon 1 dieser Bücher zur Hälfte eines Hundertstels gelesen. Von Spieleentwickeln war aber nirgends was zu finden. Voller Verzweiflung versank Morbus in seinen komplexen Gedankengängen, als Gork sagte, sie müssten mal wieder zu MediaMarkt nach Berlin fahren, weil er neue Konsolen und Spiele bräuchte. Bei dem Stichwort „Berlin“ wurde Morbus‘ Gehirn aktiv – diesen Begriff hatte er doch irgendwo schon mal gehört! Nach kurzer Nachdenkzeit von 5 Stunden, während der Gork die ganze Zeit auf eine Reaktion von Morbus wartend regungslos daneben stand, fiel Morbus auf, dass er schon mal in Berlin was gelernt hatte, und zwar an der FU. Leider stand die jetzt komischerweise nicht mehr. Also musste er sich was Neues suchen. Seine Wahl fiel auf die so genannte Beuth Hochschule für (nicht funktionierende) Technik. Für Weddinger Verhältnisse kann man diese Einrichtung getrost als elitäres Bildungszentrum höchster Güte bezeichnen. Morbus schrieb sich und Gork dort für den Kurs „Game Engine Architecture“ ein, der wenig Lernerfolg bei noch weniger Spaß versprach. Am nächsten Tag ging es auch schon los und G&M setzten sich ins Auto, um in die Welthauptstadt Germania, bzw. das provinziale Kaff Berlin zu fahren. Sie fuhren und fuhren und fuhren, und Morbus merkte gar nicht, dass er die ganze Zeit vergessen hatte die Kupplung loszulassen. Als ihm dieser Fauxpas auffiel, machte er vor Schreck die Handbremse locker, und der Wagen rollte rückwärts, genau in die Plutonium-Fässer, die in der Garage lagerten. Eines der Fässer kippte um, und das hochgradig umweltfreundliche (Ja, ist doch Grün, die Farbe der Natur!!) Plutonium entleerte sich mit atemberaubender Langsamkeit in den Kofferraum des Autos, wo es sich bis zum leeren Tank durchfraß, dort mit dem Biobenzin zusammenstieß und dabei eine gigantische Explosion erzeugte, die so riesig war dass man sie fast als groß bezeichnen könnte. Das Auto wurde mit Karacho aus der Garage geschleudert und flog in hohem Bogen quer über den Wald. Das Problem bei Wäldern ist, dass sie aus Bäumen bestehen, warum auch immer sich das jemand mal ausgedacht hat. Während Morbus im Sinkflug versuchte, mit dem Rechenschieber den perfekten Landewinkel auszurechnen, fiel auf einmal die Batterie des Autos aus und der Rechenschieber funktionierte ohne Strom nun nicht mehr. Morbus bekam langsam das Flattern unter den Füßen, Gork dagegen wirkte wie immer friedlich still - was meistens daran liegt, dass bei seinem Gehirn eine Funktion deaktiviert ist, und zwar die des Nachdenkens.
Wenige Sekunden später hörte man dann auch das Bersten von Blech und das Splittern von Glas - und das Schreien von panischen Dorftrotteln, äh... Menschen. Mit geschickter Gewichtsverlagerung und dem Nutzen der Außenspiegel des Wagens als Leitruder war es Morbus gelungen, ihr teures Auto vom Wald weg hin direkt in den Berliner Speckgürtel zu lenken, der nur so heißt, weil dort die ganzen Milch- und Honigreste aus den Supermärkten der Innenbezirke in Bächen entlang flossen und diese Lebensmittel ja eher alles andere als dünn machen. Leider änderte dies nix daran, dass der Wagen jetzt Schrott war. Morbus kramte seinen GPS-Empfänger aus dem Umhang, allerdings gab es kein Signal, da der GPS-Betreiber ihn schon vor einiger Zeit wegen einigen Missgeschicken von Morbus mit GPS-Satelliten vom Netz ausgeschlossen hatte. Ergo musste er sich schnell einen eigenen Satelliten zusammenbasteln, um herauszufinden wo die nächste Bushaltestelle sein könnte. G&M campierten 2 Wochen unter freiem Himmel bei klirrender Kälte, um den Satelliten fertig zu bauen. Mit einem Katapult, was Morbus nach originalen römischen Bauplänen zusammenschraubte, schoss er das fertige technische Wunderwerk der Technik auf seine richtige Umlaufbahn. Jetzt konnte das wilde Abenteuer endlich weitergehen. Leider war es in der Zwischenzeit Winter geworden und die 5 Meter, die G&M bis zur Bushaltestelle laufen mussten, entpuppten sich als unüberwindbares Hindernis, bis Morbus auf die kluge aber dämliche Idee kam, die Skier auszupacken und damit loszudüsen. Leider konnte weder er noch der dicke Gork Ski laufen, weshalb Morbus es dann doch vorzog den Schnee mit einem atombetriebenen Bunsenbrenner wegzuschmelzen.
Als der Bus kam, wollte Morbus bezahlen, und zwar mit einem nagelneuen Euro-Schein, den er sich zu Hause frisch ausgedruckt hatte. Bei den letzten Ausflügen in die Großstadt hatte man ihn immer ausgelacht, weil er immer noch dachte, man würde noch mit Reichsmark bezahlen. Der arme Morbus, wenn er doch nur wüsste, dass es wahrscheinlich das letzte Mal sein würde, dass er etwas in Euro bezahlen kann! Aber wie auch immer. G&M setzten sich in das obere Stockwerk des Busses und die abenteuerliche Tour konnte losgehen - Gork setzte sich gleich voller Freude seine Kopfhörer auf und machte die hippigsten Schlumpfenlieder an, um dabei laut mitzusingen. Während die anderen Fahrgäste einstimmten und fröhlich mitsangen, fing der Busfahrer auf einmal an Schlangenlinien zu fahren, und ehe man sich versah, war er auch schon gegen eine Schneeflocke gefahren und nun musste der Bus mit Totalschaden abgeschleppt werden. Aber das ist wohl typisch Berlin. Morbus hatte langsam die Schnauze voll und packte seinen Helikopter aus, mit dem sie dann zur nächsten U-Bahnstation flogen. Mit dieser konnte man direkt bis zur Hochschule durchfahren, da die Hochschule aus kluger Voraussicht fast direkt an einem der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte des gesamten Stadtgebietes errichtet wurde - dem Leopoldplatz, an dem nicht nur der Handel mit Dönern blühte, sondern auch ein wichtiger Drogenumschlagsplatz war, also genau die richtige Kombination für Studenten. Leider fahren die U-Bahnen auch nicht im Dauertakt und Morbus hatte keine Lust mehr zu warten, da er endlich Spieleprogrammierer werden wollte, so wie jeder kleine naive Informatiker es einmal werden will, bis den Leuten dann auffällt dass Spiele spielen irgendwie einfacher ist, als Spiele machen. 5 Minuten konnte Morbus unmöglich auf den Zug warten. Er klaute sich daher ein paar Fahrräder von Leuten, die auf dem Bahnsteig rumstanden, und montierte ein paar Eisenplatten aus dem Boden. Daraus bastelte er dann eine Draisine, mit der G&M dann los fuhren, was allerdings schwerer war als gedacht, da Gork sich in der Zwischenzeit mit 95 Rostbratwürsten vollgestopft hatte und nun so schwer war, dass die Draisine auf der rechten Seite einen Platten bekam, und Morbus hatte dummerweise keine Luftpumpe dabei. Aber wer wäre Morbus, wenn er nicht Morbus wäre? Klug wie er intelligent war, schraubte er am Ende ihres Gefährts einen Büroventilator an, und verband diesen mit dem Stromnetz der U-Bahn. Der Ventilator begann sich mit hypergalaktischer Geschwindigkeit zu drehen, und saugte die U-Bahn, die gerade noch an der vorigen Station stand, an - Morbus hatte vergessen, den Bremsklotz von den Gleisen zu nehmen. Als er das nachholte, schossen sie mit einem Ruck los vorbei an diversen nutzlosen Bahnhöfen des Berliner Untergrunds, und die einzigen, die sich darüber freuten, waren die Ratten, die dort hausten, da Gork bei der Fahrgeschwindigkeit alle Brötchen aus den Taschen flogen, die er nicht mitgegessen hatte. Am Leopoldplatz angekommen warf Morbus den Anker aus und das halbe Gleisbett wurde bei diesem gewagten Bremsmanöver zerstört. Der nachfolgende Zug entgleiste und fiel in eine 50 Meter tiefe Schlucht. G&M wollten erst einmal durch die Gegend schlendern und Weddinger Luft schnuppern. Kaum gingen sie nach oben, kam ihnen auch schon der frische Duft von Gammelfleisch entgegen. Gork, der schon viel von dieser kulinarischen Spezialität in der Zeitung gelesen hatte, konnte nicht anders und bestellte gleich 5 Gammelfleischspieße mit Knoblauchsoße. Morbus dagegen ging auf Nummer Sicher und kaufte sich bei einem seriös wirkenden Biertrinker eine Tüte feinstes Mehl, und backte sich daraus mit seiner Brotbackmaschine einen schönen Kuchen. Nach diesem Mahl hatten beide genug von der Kälte und gingen los Richtung Beuth Hochschule. Auf dem Weg dorthin fielen Morbus gleich diese Massen von hochnäsigen und spießigen Studenten auf, die von nichts eine Ahnung aber von gar nichts viel Ahnung haben. Völlig desinteressiert über diese Tatsache begann bei Morbus langsam aber sicher so eine Art der Aufregung sich breit zu machen. Bevor es mit dem Spielemachen losging, wollte Morbus sich noch bei der Präsidentin der Hochschule bekannt machen, um gleich Kontakte für die zukünftige Karriere als Blockbuster-Spieleentwickler zu knüpfen. Leider teilte man ihm mit, dass die Präsidentin für Angehörige des Proletariats nicht zu sprechen sei. Morbus wurde fast sauer, fast leider immer dazu führt, dass er meint sich beweisen zu müssen. So war das auch beim 11. September, als Morbus mit Goerge W. Bush eine Runde Schach gespielte hatte und dieser dann aus Spaß meinte, gegen seine Türme würde Morbus nicht angekommen. Na ja, wie auch immer, G&M mussten nun endlich zu ihrem Kurs. Sie betraten den Raum und setzten sich in eine Ecke. Nach einer Weile wunderte sich Morbus, wieso nix passierte, und wieso noch niemand anders im Raum war, bis ihm auffiel, dass der Kurs um 12 Uhr anfängt, und es aber erst 11:59 war. Da hatte er ja noch genug Zeit um an seiner intergalaktischen Laserkanone weiter zu basteln. Als er diese fertig gebaut hatte, strömten langsam verschlafene Personen in den Raum, die alle so aussahen als hätten sie bis nachts um 3 bei Bier und Schnaps irgendwelche Ego-Shooter gespielt. Unter angestrengtem Ächzen pflanzten sie sich auf ihre angestammten Plätze und holten ihre Smartphones raus, Geräte, von denen Morbus annahm, dass sie eine Art Atemmaschine darstellen mussten, da die Studenten plötzlich wie hell wach wirkten, solange sie auf die Bildschirme ihrer neumodischen Handys starrten. Wie auch immer. Kurze Zeit später erschrak Morbus, als er sah wie die Schaufensterpuppe, die schon die ganze Zeit am vordersten Rechner saß, plötzlich zu Leben zu erwecken schien und aufstand und Worte sprach. Morbus änderte seine Meinung dahin gehend, dass es sich wohl um einen Roboter handeln müsse, denn ein Mensch, der ohne Gesichtszüge geboren wird, war ihm bisher noch nicht über den Weg gelaufen. Der Roboter stellte sich jedenfalls als ein gewisser Herr T. vor, und war Dozent des Kurses. Schon nach den ersten 2 Worten dröhnte es laut von Morbus' Seite "Laaaaangweiliiig!!!", und Gork holte seinen Gameboy raus, um zu spielen, während Morbus wie ein wissensdurstiger Fanatiker gespannt nach vorne schaute. Über die technische Ausstattung der Hochschule war er übelst begeistert. Er hatte noch nie einen Bildschirm gesehen, der sich so in eine Wand integrieren lässt, dass man ihn im ausgeschalteten Zustand überhaupt nicht erkennen konnte. Er vermutete hier den Prototypen einer in den Geheimlaboren der Hochschule entwickelten organischen elektrisch leitfähigen Spezialfolie. Nun ja, vielleicht werde ich ihn am Ende aufklären, was ein Beamer ist.
T. erklärte nun jedenfalls, was Sache war. Die Kursteilnehmer, die zum größten Teil bereits eingeschlafen waren, hatten die Aufgabe, ein uraltes Gammelspiel wieder aufzupeppen, und das alles mit der übelst angesagten Game-Engine namens "Unity 3D". Sie sollten sich dazu in 2er-Gruppen finden und ein beliebtes Spiel aus der Steinzeit aussuchen.
Nun war aber erstmal Pause. Die gusseisernen Glocken ertönten und Gork rannte wie ein Irrer los in Richtung Mensa, während Morbus sich lieber für das Projekt informierte. Gork ging zum Automaten und lud seine Mensakarte mit 5000€ auf. Dann wetzte er die Treppe hoch und kam schwer keuchend als Erster an der Ausgabe für das heutige Spezialgericht, "Nudelbrei mit Ketschup und Semmelbrösel", an. Er nahm sich alle Tabletts, die vorhanden waren, und ließ sie sich mit Essen vollfüllen. Die nachfolgenden Studenten mussten leider auf das leckere Gericht verzichten und sich mit Grießbrei von Aldi zufrieden geben. Da außerdem Weihnachtszeit war, gab es als Special-Aktion Glühpunsch - allerdings ohne Glüh. Gork nahm am Tisch Platz und putzte einen Teller nach dem anderen leer. Mittags hat er eben besonders viel Hunger. Neben ihm saß ein etwas wirr dreinblickender Professor, der anscheinend genauso wenig von Hygiene verstand wie Gork und auch mal gerne den Bauch raus hängen ließ. Sie freundeten sich beide an und der Professor, ein gewisser Rüdi, führte Gork durch die Hochschule - was aber nicht unbedingt so eine gute Idee war, da einige Treppen und Gänge nicht für das Gewicht eines Gorks ausgelegt waren. Nach dem Rundgang mussten sich beide auch erst einmal voneinander verabschieden, da Rüdi noch schnell das Pentagon hacken wollte, während Gork noch seinen Nachtisch essen mochte.
Morbus hatte sich in der Zwischenzeit eine gute Spielidee überlegt. Es handelte sich um ein Spiel, bei dem man eine Kugel über ein Spielfeld manövrieren musste. In Unkenntnis darüber, wie eine Spiele-Engine funktioniert, stattete Morbus es mit Features aus, für die ein normaler Halbblutprogrammierer sicher Jahre zur Implementierung benötigen würde. Als Morbus mit der 127-Seitigen Doku und der 7 Stündigen Präsentation fertig war und alles hochgeladen hatte, waren noch ein paar Minuten übrig. Die nutzte er, um mit seinem Gedankenlesegerät zu gucken, was die anderen unterbemittelten Kursmitglieder so vor hatten. Das meiste kam ihm Spanisch, wenn nicht sogar Bulgarisch vor. Eine Gruppe jedoch wollte das gute alte Frogger nachentwickeln - ein Spiel, das Morbus seinerzeit sogar einmal gespielt hatte, bevor er wegen Hacken des Spieleautomaten aus dem Kasino geworden wurde. Morbus war jetzt etwas neidisch, dass er nicht von selbst auf die Idee kam, dieses grandiose Spiel in 3D umzubauen. Er warf seine bisherigen Pläne in den Mülleimer, die dann von einem verrückten anderen Studenten wieder aufgesammelt wurden. Um besser überlegen zu können, schaute er aus dem Fenster, wo gerade eine Kolonne von McDonalds-LKWs entlang donnerte, die komischerweise alle in den Anlieferungsbereich der Mensa fuhren. Ohne auch nur einen Gedanken an Gork zu verschwenden, holte Morbus Papier und Bleistift heraus und baute daraus Papierflieger, die er Herrn T. an den Kopf warf. Dieser jedoch blieb regungslos sitzen und nur das Blitzen in den Augen ließ erahnen, dass er nicht unbedingt positiv über diese Aktion nachdachte.
Später wurde Gork mit einem Schwertransporter wieder zurück in den Vorlesungsraum verfrachtet. Der Unterricht konnte also weitergehen und T. bat nun alle Gruppen, ihre Spielkonzepte vorzustellen. Die Studenten schleppten sich mühevoll nach vorne, um eine Präsentation nach der anderen abzugammeln. Mochte man beim Dozenten im Grunde ein gewisses Interesse an den Spieleprojekten vernehmen, so kam dies doch überhaupt nicht rüber, da er alle Vorstellungen mit einem trockenen, monotonen, einschläfernden und Pointe-losen "Jap." abhakte. Auch Morbus' Präsentation, bei der Gork nur als Deko an der Wand lehnte und ab und zu ein schnarchähnliches Geräusch von sich gab, kam wohl nicht so gut an, und das obwohl sogar Feuerwerk eingesetzt wurde. Allerdings wurde das Projekt mit einem "Interessant." bemerkt. Das sollte schon was heißen! Bevor es jetzt aber ans Entwickeln gehen konnte, hatte T. noch eine Überraschung für die Kursteilnehmer auf Lager - nämlich einen Besuch beim seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter, Herrn S. Wie man weiß, machen Professoren selber nichts, sondern lassen alles ihre unterbezahlten Handlanger machen. Das geht dann von Kaffee kochen über Vorlesung halten bis hin zu Einkäufe machen. Aber meistens sitzen sie in irgendwelchen dunklen, staubigen Zimmern und entwickeln die Techniken von Übermorgen, für die ihre Profs dann den Nobelpreis kriegen. So auch an der Beuth. T. führte die Studenten zu einer Tür, und als man sie aufmachte, kam ihnen ein Schwall Dunkelheit entgegen. Kurze Zeit später erschien eine etwas pummelige Person mit einer seltsamen Brille mit seltsamen Antennen auf dem Kopf. Wenn man nicht wüsste, dass es sich dabei um den Prototypen einer wegweisenden Zukunftstechnologie auf Bedeutungsstufe einer Zeitmaschine oder des Warp-Antriebs handelte, müsste man sich wohl prustend die Bronchien aus der Lunge lachen. Und tatsächlich, das hochgeheime Projekt, an dem hier gearbeitet wurde, ermöglichte es Positions- und Bewegungsdaten einer Person aufzunehmen und anhand dieser ein Spiel zu steuern, welches über eine 3D-Brillte voll echt aussah. Morbus war nicht nur begeistert, er war sogar fast gelangweilt - er empfand es ungefähr als so spannend, wie seinem Laserdrucker mit leeren Tintenpatronen beim Drucken zuzuschauen. Aber er wollte kein Spielverderber sein und hatte daher schon ein paar Ideen, wie er diese Technik in sein Spiel einbauen konnte.
Alle Gruppen hatten nun 1 Tag Zeit, um ihre Projekte umzusetzen. Bei G&M wurde die Arbeit aufgeteilt, indem Morbus alles machte, und Gork sich ums Essen kümmerte. Nach 3 Stunden war bereits das Grundspiel fertig. Man konnte mit dem Frosch umherspringen und von Autos überfahren werden. Da Morbus die Grafik von Unity zu beschissen fand, hatte er sich einfach die Unreal-4-Engine besorgt, diese etwas aufgebohrt und das Ganze sieht nun etwas realistischer aus. Man braucht zwar einen PC mit Hardware, die erst noch gebaut werden muss, aber dafür kann man das Spiel nicht mehr von einem Bild, das ein 1-Jähriges Kind gekritzelt hat, unterscheiden. Sicherlich ein großer Pluspunkt bei der Bewertung des Spiels. Es waren aber immer noch 2 Stunden bis der Abgabe Zeit. Morbus war langweilig und er ging zu Herrn S. ins Labor. Er guckte sich kurz an was der so gebaut hatte, schraubte ein bisschen dran rum und schon hatte er die ganze Forschungsarbeit um 5 Jahre Entwicklungsstand vorangetrieben. Die digitale Brille sorgte nun nicht mehr nur für einfache 3D-Effekte, sondern beim Spielen wurde nun das Ich des Spielers in den PC hinein gesogen und man fühlte sich wie mittendrin statt nur dabei. Morbus war fast schon bisschen Stolz auf sich. Auf einmal tauchten die schemenhaften Umrisse von Steve Jobs auf und er hörte eine Stimme, die ihm sagte, dass übertriebener Eigenlob total super sei, da das dumme Kundenvolk einen alles glaubt, aber insgeheim dürfe man nicht stolz sein, denn sonst kauft man sich einen Kranz Lorbeeren und ruht sich darauf aus. Das geisterhafte Antlitz verschwand wieder und Morbus überlegte, ob das jetzt gerade echt war, oder an seiner Erfindung lag, aber eigentlich war es ihm auch egal, denn es waren nur noch 2 Minuten bis zur Präsentation der fertigen Projekte und Morbus musste noch eine Powerpoint-Folie vorbereiten.
Das Vorstellen der Spiele verlief genauso unspektakulär wie das Wacheschieben in einem völlig leer geraubten MediaMarkt. Die Fähigkeit von T., aus jeder noch so spannenden Aktion ein emotionsloses Dahingeplätscher zu machen, ist schon fast überwältigend, aber vor allem nutzlos, außer man möchte gerne Politiker werden und im Bundestag alle in den Schlaf reden. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es hier um fertige Superspiele geht, und Gork in der Nähe ist. Als das erste Spiel gezeigt wurde, ließ er sogar von seinem diestägigen Dönerspieß ab und rannte wie ein verrückter nach vorne an den Laptop der Präsentierenden. Er hämmerte ein paar Mal auf den Tasten rum und schon hatte er mit PacMan einen Geist gestreift und vor Wut über diese Niederlage den Laptop in den Mülleimer geschmissen. 2 Sekunden später war er eingeschlafen. Erst als die nächste Gruppe, die irgendwas mit einem umher schießenden Flugzeug machte, mit Vorspielen dran war, wurde er wieder hellwach und gab sein Bestes, mit dem Fluggerät gegen jede Wand zu fliegen. Nun ja. Gork war eben eher der Gameboy-Spieler. Da hatte man im Ausnahmefalle mit 2 Dimensionen zu kämpfen, sonst eher mit einer, während ein Umstieg auf 3 Dimensionen für Gork ungefähr so ist, als müsste ein langjähriger Trabbi-Fahrer plötzlich Dreirad fahren. Wie auch immer. Irgendwie ging es so dahin und langsam aber sicher mussten sich die Teilnehmer Schlaftabletten einwerfen, da eigentlich alle Spiele übelst langweilig waren, außer das eine Frogger-Spiel der anderen Gruppe, was sogar fast gewaltverherrlichend war. Nach 5 Stunden Spaß und Action kamen dann endlich G&M an die Reihe. Während Gork diesmal die Präsentation schlafend vom Boden aus begleitete, verfiel Morbus in einen selbstverherrlichenden Monolog, in dem er seine Programmier- und Designfähigkeiten lobpreiste wie ein Kommunist den Bauernstaat. T. schien das alles aber relativ wenig zu interessieren. Erst als Morbus ernsthaft vermittelte, die Arbeit von S. in das Spiel mit eingebaut zu haben, begann T. innerlich zu grinsen, da er es kaum für möglich hielt, dass jemand seine völlig absurde Idee aufnehmen und ein Spiel mit der seiner Meinung nach völlig idiotischen Arbeit seines Doktoranden entwickeln würde. Er begann auf einmal einen Fuß nach vorne zu setzen, und dann den anderen. Im Fachjargon bezeichnet man diesen Vorgang auch als Gehen oder Laufen. Sie gingen zum Labor von S. Da dieser nicht da war, musste T. die Tür aufbrechen. Man könnte fast meinen, dass T. ein Interesse daran hatte, das Spiel in Echtheit zu erleben. Einen Florian Silbereisen, der so wenig Enthusiasmus wie T. im Moment versprühen würde, würde man getrost als tot bezeichnen. Für T. war es aber unverhältnismäßig viel. Morbus überlegte, ob er nicht lieber den Notarzt rufen sollte, falls T. dem erhöhten Puls durch die Aufregung nicht mehr gewachsen war. Aber was soll's, dachte er sich, einen Defibrillator kann man sich aus 2 Bügeleisen und ein paar Kabeln auch schnell selber basteln. T. setzte sich das komische Forschungsgerät von S. auf und war fast schon gespannt, was jetzt kommen würde, denn er wollte unbedingt selber spielen, was dazu führte dass der schlafende Gork beleidigt in der Ecke stand. Morbus kopierte schnell das 85 GB große Frogger-Spiel auf den Laborrechner und war auch schon gespannt, ob seine Erfindung funktionieren würde, getestet hatte er sie ja noch nicht - es ist ja generell so, dass er Erfindungen erst dann benutzt, wenn sie bereits gebraucht werden. Er drückte auf Start und das Spiel fing an zu laden. Es dauerte ein bisschen, da Morbus nicht so ganz auf Performance geachtet hatte und bspw. das 3D-Modell der flachen Straße im Spiel aus 463.000 Polygonen bestand. Nach 4 Stunden konnte es endlich losgehen. Um T. herum bildete sich auf einmal eine blau leuchtende Aura und ein digitaler Heiligenschein. Noch ehe er reagieren konnte, wurde er in einer Wolke aus holografischen Nanopartikeln in den Laborrechner hinein gesogen. Der Frosch auf dem Bildschirm hatte auf einmal das Antlitz von T. als Gesicht. Morbus freute sich, seine Erfindung schien zu funktionieren! T. versuchte sich an der Steuerung und machte einen Sprung nach vorne auf die Straße. FLATSCH!!! Ein Auto kam von links und überfuhr den Frosch. Gigantische Blutspritzer flogen über den Bildschirm und störten die Sicht auf der Kamera. Hm. So ein Pech aber auch. Morbus hatte vergessen einzubauen, im Todesfalle den Frosch wiederzubeleben. Das war natürlich jetzt etwas unpraktisch, denn was war jetzt mit T. geschehen? Morbus überlegte kurz und es kam ihm die geniale Idee, den Stecker zu ziehen. Gedacht, getan. Nun war der Laborrechner unter komischem Zischen ausgegangen. Alle blickten gespannt auf den Computer und schauten mit leichter Anspannung hin zu Morbus, der stolz wie Oskar seinen Fehler zu verbergen versuchte. Auf einmal gab es komische Geräusche aus dem Computer, ein lautes Krachen erschütterte den Raum und lauter Mikrochips flogen durch das Labor. Nach dem Abklingen der Rauchwolke stand vor ihnen wieder Herr T. - allerdings mit einigen Kratzern und Blutspuren im Gesicht. Er machte jetzt gar keinen so emotionslosen Ausdruck mehr, sondern schaute gar etwas bedeppert drein, und einige Sterne schwirrten um seinen Kopf herum. Morbus war innerlich jetzt wirklich stolz auf sich, denn es war schon eine große Leistung, T. soweit zu bringen, dass man seinem Gesicht eine Emotion ablesen könnte. Ohne weitere Worte gingen alle wieder zurück in den Raum, und T. verabschiedete sich von den Teilnehmern mit einem kopflosen Nicken, oder so ähnlich. Morbus weckte Gork, indem er die magische Zauberformel "Mc Donalds" sprach, und Gork daraufhin wie ein mit Club Mate vollgepumptes Wiesel aufsprang und wild umher rannte. Sie marschierten dann nach draußen, wo viele Meter Schnee lagen, gingen zur U-Bahn und fuhren zum Hauptbahnhof, wo sie erst einmal McDonalds leer aßen, um danach in den Transrapid zu steigen, der direkt vor ihre Haustür fuhr.
Zu Hause angekommen, schaute Morbus auf der Webseite von T. nach, wie er ihre Arbeit bewertet hatte. Sie hatten eine glatte 5.0 erhalten. Als Kommentar stand nur da "Nicht ausgereift. Zu realistisch. Zu schmerzhaft." Die andere Frogger-Gruppe dagegen hatte eine kommentarlos 1.0 bekommen. Morbus wusste jetzt nicht, ob er sich freuen oder heulen sollte, aber eigentlich war es auch egal, er hatte gelernt wie man tolle Spiele machen kann, ohne sich dabei die Finger zu verbrennen. Zufrieden setzte er sich in sein Geheimlabor und las in seinen Intelligenzkatalogen weiter, während Gork schon wieder dabei war Konsolenspielen zu zocken, bis ihm auffiel dass sie vor lauter Spieleentwicklung das Shoppen bei MediaMarkt vergessen hatten, und Morbus merkte, dass das Auto auch noch Schrott war. Er brauchte also erstmal einen Schraubenzieher. Ich musste ihn in seinem Tatendrang bremsen und erklären, dass es längst nach 18 Uhr war, also Zeit fürs Bett. Morbus sah das zum Glück genauso - sonst hätte ich jetzt die Geschichte von weiter spinnen müssen. So kann ich aber schreiben, dass ein neues unspektakuläres Erlebnis von G&M sein Ende gefunden hatte und die beiden sich schon tierisch auf den nächsten Tag freuten. Gute Nacht, G&M, auf Wiedersehen, Leser!!
So, endlich fertig!


Autor: Paul
Jahr: 2013


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