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Die Abenteuer von Gork & Morbus
Verhext und zugeklebt

Es war ein ganz normaler Morgen bei Gork und Morbus. Draußen schien strahlend die Sonne, und sie saßen beide wie gewöhnlich am Frühstückstisch und aßen Toasts. Nun, leider mussten sie auf den geliebten Frühstückskakao verzichten, da die Trot... äh, Bauern der Nation gerade streikten. So blieb ihnen nix anderes übrig, als Eistee zu trinken, den es gerade bei Lidl im Sonderangebot gab. Ja, Morbus geht immer noch gerne zu Lidl, weil er selbst gerne rumspitzelt. Er war es ja auch, der damals den Amis die Pläne zum Bau einer Atombombe abluchste.
Nun, wie auch immer. Nach dem Frühstück begann Gork wie gewöhnlich, neue Spielrekorde aufzustellen. Diesmal versuchte er, in soviel Zeit wie möglich alle Sterne bei Super Mario einzusammeln.
Morbus unterdessen starrte voller Desinteresse auf den Weg, der von ihrem Haus zum Briefkasten führte, und überlegte, ob die Post heute endlich seinen neuen High-End-Laptop mit Sahne-Creme-Torten-Kühlung sowie einem Single-Core-Prozessor liefern würde, als es plötzlich an der Tür klopfte. Gork bekam vom lauten Klingelgeräusch natürlich wieder nix mit, weshalb er weiter Lustige Taschentüch... äh, -Bücher las. Morbus war erst verwundert darüber, wie es jemand schaffen konnte, trotz der Tretminen, die überall im Wald um das Haus herum verstreut waren und nur durch richtige Deutung der rot-weißen Bänder um sie herum umgangen werden konnten, bis an die Haustür zu gelangen. Er dachte sich, dass vermutlich ein Ast durch den starken Sturm vom Baum gelöst wurde und dieser dann die gusseiserne Glocke bewegt hatte, und zögerte erst, die Tür zu öffnen. Aber ihm fiel ein, dass er noch schnell die Wäsche reinholen sollte, bevor es zu regnen anfing, so dass er doch die Tür öffnete. Als er aufmachte, blieb er wie angewurzelt stehen. Vor ihm stand ein alter Mann mit kleiner Brille, langer Hakennase und noch längerem Bart. Morbus wollte ihn anbrüllen und sagen, dass für Landstreicher kein Platz in seinem Haus sei, doch als er den lustigen, spitz zulaufenden Hut und den auf dem Boden schleifenden Umhang sah, die beide blau gefärbt und mit gelben Sternchen verziert waren, fing er prustend an zu lachen, denn er hatte immer noch Eistee im Mund. Als er sich wieder eingekriegt hatte, schrie er den Typen freundlich an, dass Fasching vorbei sei und er verschwinden solle. Doch der alte Mann rührte sich nicht, und Morbus überkam ein schrecklicher Gedanke – was, wenn Osama bin Laden den alten Merlin überfallen und sich seiner Gestalt angenommen hätte? Morbus bekam fast Panik und wollte bereits den Katastrophenschutz rufen, doch Gork, der immer noch Trickfilme im Fernsehen schaute, hatte gerade N24 eingeschaltet, wo ein altes Video von Bin Laden gezeigt wurde, und Morbus dachte sich, wenn Osama just in diesem Moment eine Videokonferenz mit dem Bundeskanzleramt veranstaltete, könne er ja unmöglich gerade vor ihm stehen. Morbus schaute dem Alten noch mal in die Augen, und er musste wieder anfangen zu lachen. Er dachte sich, ohne den bescheuerten Bart würde der Opa genauso bekloppt dreinschauen wie Günther Beckstein. Plötzlich begann der Mann den Mund zu öffnen, und Morbus erstarrte kurz vor Schreck. „Guten Tag, Herr Morbus!“, sage er. „Alta, woher kennste meinen Namen?“, erwiderte Morbus. „Steht draußen dran.“ Beide gingen lachend ins Haus. Der Mann war Morbus gleich sympathisch geworden, denn er merkte, dass er sehr intelligent sein müsse. Lesen kann heutzutage nicht mehr jeder. Aber dann wurde Morbus misstrauisch. Woher wusste er, dass er nicht Gork war? „Alta, woher wusstest du, dass ick nich Gork bin?“, frage er. „Hab ’nen Film von euch gesehen“. Morbus war beeindruckt. „Woher kommen Sie?“, wollte er wissen. „Aus einem Land vor unserer Zeit!“, meinte der Mann, und wieder lachten sie herzhaft. „Nein, woher ich komme, ist nicht von Wichtigkeit, sondern vielmehr, weshalb ich hier bin.“, sagte er und blickte zu Gork. Dieser war die ganze Zeit damit beschäftigt, Papierflieger zu basteln und sie gegen Morbus zu werfen, traf aber nicht. „Hallo, Gork!“, begrüßte ihn der Alte. „Hä? Alta, juten Tach!“, antwortete Gork. „Wer bist du denn?“ „Mein Name ist Dumbledore!“, sagte der Mann, und seine Stimme klang etwas mystisch, wenngleich auch etwas episch und gelangweilt. Morbus gluckste und fragte nach, ob er sich auch nicht verhört habe. „Wie, Trampeltor?“, erkundigte er sich mit ernster Miene. „Nein, Dumbledore!“, wurde er mit freundlichem Blick berichtigt. „Ich bin Zauberer und Schulleiter von Hogwarts, Schule für Künste der Zauberei und Magie!“, redete Dumbledore weiter und seine Stimme klang nun schon regelrecht geheimnisvoll. Morbus wusste nicht recht, was er sagen oder denken sollte. Er war, wie jeder normale Mensch, jemand, der nicht an Hokuspokus glaubte. Doch jetzt saß ihm gegenüber dieser äußerst vertrauenswürdige Mann, und er entschied, ihn erstmal weiterreden zu lassen. Vielleicht war das ja alles auch nur Comedy Falle oder so was. Gork jedenfalls fand das Ganze anscheinend äußerst interessant, denn er spielte ohne Unterbrechen mit seinem Jo-Jo weiter.
„Gork“, begann Dumbledore weiter zu erzählen, „Du musst mir jetzt gut zuhören. Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber in dir schlummern magische Kräfte, die nur darauf warten, freigesetzt zu werden. Gork“ – er hielt kurz inne, holte flach Luft – „Du bist ein Zauberer. Du gehörst zu den wenigen Menschen, die mit der Fähigkeit beseelt sind, übernatürliche Kräfte einzusetzen. Kräfte, die die meisten Innovationen der modernen Menschheit unbrauchbar machen, und die dein Leben vereinfachen werden. Gork, du hast die Möglichkeit, Magie und Zauberei bewusst zu gebrauchen!“ Gork starrte Merl... äh, Dumbledore verdutzt an, sagte dann aber unverdrossen „Alta, cool!“. Dumbledore schien erfreut. „Ich sehe, dein Interesse ist geweckt!“ „Jo, klar, zaubern ist bestimmt lustig!“, meinte Gork. „Sicher. Doch auch Zauberei muss erlernt werden. Und deswegen bin ich hier, Gork. In 2 Wochen beginnt das neue Schuljahr in Hogwarts, und ich würde mich freuen, dich als neuen Schüler begrüßen zu dürfen.“, erzählte Dumbledore. Aus unerklärlichen Gründen bekam Gork leuchtende Augen. Anscheinend konnte er es gar nicht mehr abwarten, Dinge durch die Luft wirbeln zu lassen, auch wenn so was natürlich ohne Zauber genauso möglich, aber sicher nur halb so lustig, ist. Das Wort „Schule“ schien er überhört zu haben.
Morbus wurde das alles langsam zu bunt, zwar empfand er den Gedanken, endlich mal Ruhe zu haben, recht toll, doch Zauberei und solchem Schnickschnack traute er nicht über den Weg, und wer weiß, in was für Schlamassel Gork da wieder reingeraten würde. Doch noch ehe er sein Veto einlegen konnte, hatte Gork bereits einen Ausbildungsvertrag über 7 Jahre unterschrieben. Dass auf dem Zettel auch irgendwas von einem Zaubereiministerium stand, beruhigte Morbus etwas, auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte, welches Mitglied der Regierung dieses Ministerium zur Zeit leitete.
Der alte Zauberer erklärte noch, dass es Morbus nicht möglich sei, Gork zur Schule zu begleiten, da Nicht-Zauberer dort keinen Zutritt hätten. Aber das war Morbus eh egal, er hatte sich nach seiner Schullaufbahn geschworen, nie mehr einen Fuß in ein Schulgebäude zu setzen. Dann gab Dumbledore Gork noch ein paar Hinweise, eine Liste mit Büchern, die er zu besorgen hatte, und einen mit Google Maps ausgedruckten Anfahrtsplan zu einer Einkaufsgasse. Kurz darauf verabschiedete er sich von den beiden und verschwand durch die Tür.
Am nächsten Tag machten sich Gork und Morbus auf in die Stadt, um Gorks Materialien zu kaufen. Dazu mussten sie in die Rechterwinkelgasse, die man nur durch den Hinterausgang einer Kneipe betreten konnte. Gork durfte ohne Weiteres passieren, doch als Morbus durchgehen wollte, hielt ein kleiner dicker Zauberer ihn auf. Doch da plötzlich schwarzer Rauch von der Gasse herein kam und kreischende Menschen zu hören waren, ließ man auch Morbus durch, in der Hoffnung, er könne etwas auf Gork aufpassen. Morbus betrat die Straße und traute seinen Augen nicht: Dutzende Menschen, alle so lustig gekleidet wie der nette alte Zauberer vom Tag zuvor, groß und klein, gingen zwischen vielen verschiedenen Geschäften hin und her. Er empfand sogar Sympathie für die Gasse, ja es schien ihm direkt heimisch, denn alles wirkte ein bisschen mittelaltermäßig - wäre da nicht das Spielzeuggeschäft, das völlig in Flammen stand, und aus dem gerade ein brennender Gork heraus gerannt kam. Morbus schnappte sich einen Eimer voller Wasser und wollte diesen über Gork schütten, doch im selben Moment hielt ein etwas jüngerer Mann einen Stab mit einem Stern am Ende auf Gork und murmelte irgendwas, das Morbus nur als „blabla“ verstand, und plötzlich war Gork völlig entflammt und wieder so putzmunter drauf wie vorher. Morbus war baff. Er schien es nicht ganz zu glauben, was er da eben gesehen hatte, und tippte darauf, dass ein zu tief fliegendes Flugzeug solchen Wind erzeugt hätte, dass das Feuer erlosch.
Morbus schaute sich die Liste an. Gork brauchte einige Bücher. Morbus suchte vergebens nach einem Kaufhof, um gleich alles mit einem Mal besorgen zu können. Also mussten sie wohl oder übel in ein ziemlich heruntergekommenes Geschäft. Während Morbus die Bücher zusammensuchte, gab es hinter ihm plötzlich einen dumpfen Knall und Wind pfiff Morbus um die Ohren, gefolgt von einer Staubwelle. Er wäre fast erstickt, hätte er nicht seinen Hochdruckreiniger zum Befreien der Atemwege begehabt, doch den musste er gar nicht benutzen, da der nette Bücherverkäufer ihm die Arbeit bereits mit einem Atemwege-vom-Staub-Befreiungszauber abgenommen hatte. Morbus drehte sich um und sah, dass ein Bücherregal umgefallen war und Gork sich gerade noch an der Deckenlampe festhalten konnte. Nun, der Verkäufer schwang seinen Zauberstab, und alles war wieder in Ordnung.
Jetzt wollte Morbus schnell bezahlen, denn er merkte langsam, dass das alles recht stressig werden könnte. Er legte dem Verkäufer 200 € auf den Tisch, doch dieser verweigerte die Annahme des Geldes, woraufhin Morbus ihm mit der Polizei drohte. Dann erklärte ihm der Verkäufer, dass der Schein eine Fälschung sei. Morbus entschuldigte sich, legte ihm einen anderen Schein hin und obendrein noch ein paar Galleonen, die er noch in seinem Umhang hatte und froh war, sie endlich los zu sein.
Als Nächstes stand ein Besen auf der Liste. „So was haben wir auch zu Hause!“, sagte Morbus. Als Gork meinte, er bräuchte aber einen fliegenden Besen, sagte Morbus, er würde ihm einen bauen, woraufhin Gork nix mehr erwidern konnte.
Im Zauberstäbe-Laden entschied sich Gork für einen Stab in Form eines Lutschers, und im nächsten Geschäft wählte er anstatt eines blauen Umhangs mit gelben Sternchen einen weißen Umhang mit 3 Löchern fürs Gesicht. Beim Kaufen verschiedener Tränke und Zutaten knallte Gork mit voller Wucht gegen einen Schrank, so dass der gesamte Inhalt auf Morbus niederfiel und er sich in einen gestiefelten Kater verwandelte. Diesmal dauerte es etwas, bis der Ladenbesitzer ein Gegenmittel finden konnte, und diese Zeit nutzte Gork aus, um in weiteren Geschäften der Gasse herumzustöbern, obwohl er nun eigentlich alles beisammen hatte. Als Morbus wieder er selbst war, machte er sich auf die Suche nach Gork. Draußen musste er seine Gasmaske aufsetzen, da sich stickiger Qualm die Straße entlang bewegte. Er fand Gork in einem Süßigkeitenladen wieder. Gork hatte sich total voll gestopft, aus seinen Ohren sprühten Funken und er blinkte zeitweise in verschiedenen Farben auf, was ihn aber nicht zu stören schien. Morbus verabschiedete sich beim Ladenbesitzer, und er schleppte Gork schnell zum Ausgang der Gasse, wo ihnen direkt vor der Nase die Tür aufgeschlagen wurde und Morbus’ Sichtschutz splitterte. Ein Junge mit Brille und komischer Narbe auf der Stirn, ein weiterer Junge mit Sommersprossen und rotbraunen Haaren sowie ein Mädel mit langen roten Haaren kamen ihnen entgegen. „Rotzfreche Gören!“, brüllte Morbus ihnen hinterher, doch sie beachteten ihn nicht weiter. Er und Gork liefen nun zurück zum Auto und fuhren nach Hause.
Die nächsten 2 Wochen verliefen wie immer, und es passierte nix Besonderes, also eigentlich wie immer bei Gork und Morbus. Morbus dachte zuerst, dass Gork den ganzen Humbug mit der Zauberei vergessen hatte, denn er verfiel wie gewohnt in seinen täglichen Videospielewahn (siehe dazu auch die gleichnamige Story). Doch am Tag der Abreise stand Gork pünktlich auf - er verschlief nur 2 Stunden. Er zog sich seinen neuen Umhang an, stopfte alles in seine Schultasche, nahm den Besen, den Morbus mit einem Düsenantrieb versehen hatte, und warf alles ins Auto. Eigentlich hatte Morbus überhaupt keine Lust, so früh am Morgen schon zu fahren, aber als er daran dachte, was es kostet, bei DHL ein Paket zu verschicken, rappelte er sich doch auf. Es war 9:56 Uhr und der Zug fuhr erst montags 10 Uhr, also hatten sie noch genug Zeit, denn es war ja erst Sonntag.
Sie bretterten also so schnell sie konnten die Straßen entlang, und bereits am nächsten Tag um 9:58 Uhr waren sie am Berliner Hauptbahnhof angekommen. Dumbledore hatte zu Gork gesagt, er müsse auf das Gleis Nummer 9 ¾. Zu seinem Erstaunen fand er es nicht. Er wollte Morbus fragend ansehen, doch dieser war bereits bei McDonalds verschwunden. Also musste Gork sich selbst helfen, und er fragte beim Service Point nach. Dort brach man sofort in schallendem Gelächter aus, was vermutlich auch an seiner äußeren Erscheinung lag. Als die Mitarbeiter merkten, dass Gork es ernst meinte, riefen sie ein paar Polizisten zu sich, die Gork verprügeln wollten. Also rannte Gork wie ein Irrer, und kaum war er draußen angekommen, stolperte er in den noch nicht fertig gestellten U-Bahnbereich des Hauptbahnhofes. Ihm wurde kurz schwarz vor Augen, und 2 Sekunden später wachte er auf einem stark bevölkerten Bahnsteig wieder auf. Auf den Gleisen stand ein etwas alt wirkender Zug, der von einer Dampflok gezogen wurde, mir der Aufschrift „Hogwarts-Express“. Gork erkannte, dass er hier wohl richtig sei, doch er war enttäuscht. Er dachte, er würde bequem mit einem hochmodernen ICE 3 reisen, aber Pustekuchen. Da es nur noch 3 Sekunden bis zur Abfahrt waren, beeilte sich Gork an dem Snack-Automaten und hastete schnell in einen Waggon in der Mitte des Zuges.

Fortsetzung folgt!

(2008)


Autor: Paul
Jahr: 2008


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