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Die Abenteuer von Gork & Morbus
Freude schöner Feuerfunken

Sonnenstrahlen durchfluteten gemütlich die Küche, durchbrochen vom sanften Rauschen der in der warmen Sommerbrise umhertanzenden grünen Blätter, welche ein sinnliches Schattenspiel auf den Boden zauberten. Das Summen der Insekten draußen auf der Wiese entfaltete seine beruhigende Wirkung und beflügelte zusammen mit dem Duft farbenfroher Sommerblumen die Seele. Plötzlich durchdrang lautes Schmatzen die Idylle, als würde jemand in der Bibliothek von Alexandria die wertvollsten Bücher in den Reißwolf schmeißen. Morbus erwachte aus seinem kurzen Nickerchen und musste die harten Fakten der Realität anerkennen: Er saß mit einem verfressenen Gork am Frühstückstisch und als er nach draußen blickte, sah er nur ein Trübsal blasendes Wetter. Von Sommer keine Spur, dafür aber Winter pur. Na toll. Während Gork auf die nächste Ladung der besonders nahrhaften Lidl-Toaste wartete, welche gerade im Toaster ihre Runden drehten, kam Morbus die Idee, sich schon mal etwas Kakao anzurühren. Er ging zum Kühlschrank und holte eine Packung Milch heraus. Doch egal wie rum er sie drehte – es kam keine Milch aus der Tüte, obwohl sie noch voll zu sein schien. Morbus probierte einfach auf gut Dünken irgendwas aus, und siehe da, nachdem er zufällig den Deckel ab gemacht hatte, ergoss sich nach einiger Zeit eine breiige Masse in seinen Plastikkakaobecher aus Glas. Da Morbus Milch lieber flüssiger mag, rührte er noch etwas Flüssigkeit unter, die sich in einer halbvollen Quarkpackung angesammelt hatte. Dann machte er sich auf zum Kakaoschrank. Auf dem Weg dorthin kam er an Gork vorbei, der bereits wild wie Rumpelstilzchen um den Toaster herum tanzte. Wenige Sekunden später flogen auch schon die Kohlebriketts in Form von Toasts heraus und Gork, der vom einmaligen Umkreisen des Toasters bereits Atemnot bekam, schaffte es noch geradeso schnaufend sich an den Tisch zu setzen und die nächste Frühstücksrunde einzuleiten. Mit einer etwa 2cm dicken Butterschicht auf jedem Toast und einem halben Glas Nutella, stopfte er sich wieder mal genüsslich voll. Morbus unterdessen hatte vergessen, was er aus dem Kakaoschrank holen wollte – er ging daher wieder zurück zum Frühstückstisch, holte die frische Milch aus dem separaten Kühlschrank für Frischmilch und kippte diese in seine Schüssel voll grüner Erbsen. Morbus schaute verwundert nochmal auf die Müslipackung, denn in seiner unendlichen Weisheit, die ungefähr beim Brockhaus Band 2 aufhört, kam er zu der theoretischen Erkenntnis, dass Müsli selten grün und pelzig ist und Müslipackungen auch eher selten aufgebläht und warm sind. Aber was liegt der Theorie schon ferner, als die Praxis? Morbus kippte daher noch ein bisschen Maggi in sein Frühstück und schon mundete es ihm wie eine abgelaufene Dose Ravioli ohne Inhalt. Gork jedoch genoss das Frühstück wie immer in vollen Zügen und als das Aldi-Toastbrot alle war, musste er sich mit dem plumpem Netto-Toastbrot begnügen, das so schmeckt als wäre einmal ein Leck geschlagener Jauchewagen drüber gefahren.
Als Morbus sein Müsli aufgefuttert hatte, wurde ihm auf einmal speiübel und er versuchte noch zum Klo zu rennen, doch auf dem Weg dorthin erlitt er ein komplettes Organversagen und er blieb regungslos auf dem gefliesten Teppichboden liegen. Gork wunderte sich erst, seit wann Morbus es pflegte nach dem Frühstück ein Nickerchen zu halten, fand die Idee aber gut und tat es ihm gleich. Zum Glück hielt ich als Erzähler nix von solchen Sperenzchen und guckte erstmal Fernsehen. Als ich neue Batterien für die Fernbedienung holen wollte, rutschte ich auf einem Nutellatoast aus, knallte mit voller Wucht auf das mit dickem Schaumstoff gepolsterte Laminat und riss mir dabei den Fingernagel ein. Panisch vor Todesangst rief ich einen Notarzt und gleich noch einen Leichenwagen und einen Notar, falls mein letztes Sekündlein geschlagen haben sollte. In meinem Testament vermachte ich mein gesamtes Vermögen, welches sich auf -728€ und 44 Cent belief, an die Regierung, denn die sammelt sowas ja gerne. Gefühlte Jahre später kam plötzlich ein gigantischer Sturm auf, und als ich nach draußen ging, sah ich 3 Hubschrauber über dem Wald kreisen. Der Notarzt warf den Anker aus dem Hubschrauber und seilte sich ab, gefolgt von der Bitte der anderen beiden, ihnen nicht das Geschäft zu verderben. Als der Arzt meine Wunden geflickt hatte, erblickte er Morbus und ich sagte, wenn er noch Bock hätte könne er sich den ruhig auch mal angucken, aber nur wenn es keine Umstände machte.
Wenig später weilte auch Morbus wieder unter den Lebenden. Wir bedankten uns beim Onkel Doktor und dieser kletterte behände das Seil zum Helikopter wieder hinauf, bis es auf einmal riss und der Arzt hinunter fiel, direkt in die Arme der einzigen Fleischfressenden Pflanze, die Morbus zu Forschungszwecken mit Superdünger gefüttert hatte. Nun ja. Nach diesem unspektakulären Tagesbeginn beschloss Morbus, erstmal zum Briefkasten zu gehen. Mit einem Elan, dem höchstens ein Faultier das Wasser reichen konnte, riss er die Haustür auf, welche daraufhin aus ihren Angeln flog und aufgrund der hohen Beschleunigung verglühte. Morbus ging schnell in Deckung, da mit einem Mal alles im Garten, was nicht niet- und dübelfest war, mit hoher Geschwindigkeit auf die nun sperrangelweit offenstehende Haustür zugeflogen kam und den ganzen Eingang zumüllte. Durch Gorks massives Übergewicht bildet er ein eigenes Gravitationszentrum, das in einem Umkreis von zähligen Metern alles anzieht und daher im Haus von G&M immer ein Unterdruck herrscht, wenn er sich darin befindet. Nachdem Morbus den ganzen Schund von sich geschüttet hatte, konnte er endlich losmarschieren. Bereits nach wenigen Millimetern blieb er im meterhohen Schnee stecken, denn es schneite bereits seit einigen Minuten unaufhörlich, als wäre bei Frau Holle der Wohlstand ausgebrochen – oder Kissen im norwegischen Bettenlager gerade im Sonderangebot. Morbus kramte die alten Holzskier aus Plastik aus seinem Umhang und bretterte mit rasanter Langsamkeit die Schneewehen hinauf und hinab. Mit fast Überschrittgeschwindigkeit raste er auf den Briefkasten zu, der gerade noch ein paar Zentimeter aus dem Schnee ragte. Obwohl er noch nie zuvor Ski gelaufen war, kannte Morbus noch gut den alten Trick zum schnellen Abbremsen: Einfach gegen einen der umherstehenden Bäume fahren.
Aus der Ohnmacht erwacht, konnte Morbus endlich ans Werk gehen und den Briefkasten öffnen, um zu gucken, was für spektakulärer Inhalt sich darin wohl verbarg. Aber mit seinem scharfen Verstand fiel Morbus schon nach wenigen Dutzend Öffnungsversuchen auf, dass sich der Briefkasten aufgrund starker Vereisung nicht öffnen ließ. Er kam schnell zu der einzig logischen Erkenntnis, dass hier nur eine gezielte Sprengung helfen würde. Morbus versuchte zwischen einem Silvesterknaller und einer Stange C4 abzuwägen, entschied sich dann aber doch für die thermonukleare Bombe mit der Größe eines Gummibärchens. Geschickt wie Morbus war, fiel ihm versehentlich gleich die ganze Packung zu Boden, und eine Explosion so stark als würden 3 Maiskörner gleichzeitig zu Popcorn aufpoppen erschütterte die Umgebung. Überrascht von der überaus hohen Wirkung, musste Morbus doch noch zu seinem Trick mit dem Feuerzeug zurückgreifen, den er einst von seinem Opa onkellicherseits gelernt hatte. Der war zumindest ein geistiger Brandstifter. Nach kaum 14 Stunden verlor Morbus langsam die Geduld. Das Feuer des Feuerszeugs war einfach zu klein! Er nahm ein Brecheisen, öffnete damit den Briefkasten, nahm alle Briefe, die nach Spam aussahen, heraus und machte damit ein großes Feuer. In Sekundenschnelle war der Briefkasten eisfrei. Drumherum hatten sich auch schon Dutzende Waldtiere, darunter Rehe, Wildschweine, Wölfe und Ameisen, versammelt, um sich an dem schönen Feuer zu wärmen. Morbus nahm den einzigen Brief, der noch vorhanden war, an sich, setzte sich in seinen Motorschlitten und düste damit wieder zurück nach Hause.
Gork derweil war die ganze Zeit zu Hause alleine, was niemals eine gute Situation ist. Er bekam natürlich bereits nach wenigen Augenblicken Hunger und machte sich auf die Suche nach einer Lösung dieses Problems, d.h. Essen. Es sollte noch erwähnt werden, dass für Gork die Zeit natürlich viel schneller verging, als für Morbus, da Gork als Gravitationszentrum die Raumzeit durcheinander bringt und die Zeit daher umso langsamer abläuft, je weiter man sich von ihm entfernt. Das ist aber nur was für Insider der Physik. Jedenfalls war Gork gerade dabei, die Badewanne in die Küche zu transportieren, um darin dann die Tomatensoße für die Nudeln anzurühren, als Morbus auch schon wieder die geöffnete Tür aufmachte und ins Haus kam. Er setzte sich erstmal kurz an den Kamin, um den ganzen Schnee abzutauen. Minuten später schoss eine gewaltige Flutwelle durch den Wald und sorgte für Hochwasser an allen Küstengebieten der Ostsee.
Morbus war nun gespannt, was für einen Brief sie erhalten hatten. Äußerlich sah er erstmal wie eine handelsübliche Briefbombe aus, aber der Teufel steckt ja meistens im Inhalt. Daher verlangt das Öffnen eines Briefes auch höchste Sorgfalt. Morbus nahm ein Laserschwert und mit einem gezielten Schlag war der Brief in drei Hälften zerteilt und wies obendrein noch Brandspuren auf. Es roch auch stark angekokelt, doch dies kam in Wirklichkeit aus der Küche, in der gerade Gork versuchte das Mittag vorzubereiten. Wie man Nudeln kocht, ist ja auch eine hohe Kunst, die der gemeine Durchschnittsmensch auch kaum beherrschen kann. Gork hatte einfach die Nudeln samt Packung in den übergroßen Topf, in dem früher normalerweise Weintrauben zu Most zertrampelt wurden, geschmissen, und die Herdplatten auf volle Pulle gestellt. Jetzt konnte man in der Küche vor lauter Qualm den Rauch nicht mehr sehen. Nun versuchte er mit einem Blasebalg das Feuer im Topf auszupusten, was aber irgendwie nicht half.
Morbus interessierte das alles aber kein bisschen, denn er war gerade dabei das Briefpuzzle wieder zusammenzusetzen. Da der Brief aus ungefähr 10 Wörtern bestand, stellte sich dies als ungeheuer schwierig heraus. Es dauerte wenige Augenblicke, bis Morbus fertig war. Dann las er den Brief laut vor: „Liebe Freunde! Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Kommt uns doch an Weihnachten besuchen! Eure Kumpels, Krog & Subrom“. Morbus musste erst einmal scharf nachdenken. Das Wort „Weihnachten“ hatte er doch irgendwo schon mal gehört! Bevor er aber weiter drüber grübeln konnte, musste er sich erstmal eine Gasmaske sowie eine Sauerstoffflasche aufsetzen, da die Rauchschwaden aus der Küche bereits das Denken behinderten. Morbus erinnerte sich noch an das letzte Mal, als sie Krog und Subrom (kurz: K&S) trafen. Das war am Tag der Einheit auf der Fanmeile, und es endete nicht so toll. Na ja. Morbus hielt von den beiden eh nicht viel, denn obwohl sie alle entfernt verwandt waren, waren die beiden seiner Ansicht nach sehr viel dümmer, und lebten ein einfaches bürgerliches Leben, während G&M dagegen mit Abenteuern die Welt heimsuchten und zumindest Morbus ausgesprochen klug, wenn nicht sogar intelligent war.
Morbus schaute nun nach, wann dieses Weihnachten sein würde. Er erschrak, als er feststellt, dass es quasi just in diesem Moment war! Sie mussten sich also unverzüglich auf die Reise machen. Da sie nicht ohne Geschenk auftauchen wollten, verpackte Morbus noch schnell zwei seiner letzten Erfindungen: Einen Dosenöffner für Getränkedosen, sowie eine Mikrowelle, mit der man auch nicht-mikrowellen-geeignete Dinge erhitzen konnte. Damit es nach Geschenk aussah, wickelte er noch alles schnell in altes zerknülltes Zeitungspapier, welches bereits Anzeichen der Kompostierung aufwies. Gork, der längst vom Qualm des lodernden Feuers in der Küche in einem koma-ähnlichen Zustand verfallen war, konnte von Morbus mit einer Cola-Dusche wieder aufgeweckt werden. Im Nu ging es nach draußen und sie sattelten das Auto. Aus Zeitmangel öffneten sie das Tor vom Carport nicht, sondern fuhren einfach so los. Der Phaeton zeigte sich wieder von seiner trotzigen Seite, denn anscheinend war er nicht für eine Fahrt durch Eis und Schnee ausgelegt. Erst als G&M die Panzerketten, die ihr Opa damals aus seiner Kompanie als Andenken aufgehoben hatte, an das Auto schraubte, konnte es weitergehen. Beherzt drückte Morbus das Gaspedal durch und weil doppelt besser hält, auch gleich noch die Kupplung. Da es jedoch ein Automatikgetriebe war, war die Kupplung wohl die Bremse, und der völlige Gegensatz dieser Aktion führte dazu dass das Getriebe auseinander flog. Aber Morbus wäre nicht ein Genie, wenn er keins wäre. Er ging daher kurz in den Schuppen, kramte in der Legokiste umher und fand einen Elektromotor. Den baute er in den Phaeton ein. Für den Strom baute er noch ein Dieselaggregat zusammen. Da der Phaeton allerdings mit Benzin betankt wird, musste Morbus auch schnell noch eine Apparatur erfinden, welche Benzin in Diesel umwandelt. Nachdem auch dies fertig war, konnte es endlich losgehen. Morbus war ein bisschen aufgeregt, denn er war noch nie zuvor ein Elektroauto gefahren. Behutsam drückte er das Gaspedal durch, und plötzlich wirkte eine Kraft von ungefähr Mach 20 auf G&M. Sie jagten mit einem Affenzahn durch den Wald und hinterließen dabei eine Brandspur in der Luft, welche den Schnee im Umkreis von mehreren Hundert Metern schmelzen lies. Innerhalb weniger Sekunden waren so viel Watt durch den Legomotor gejagt worden, wie ein typisches ukrainisches Atomkraftwerk bei einer handelsüblichen Kernschmelze freisetzt. Der dadurch entstandene Schwung reichte aus, um bis zum Haus von K&S zu fahren. Und das, obwohl G&M genau in der Mitte vom Wald und K&S genau auf der gegenüberliegenden Seite wohnten.
Morbus übersah gekonnt den Gartenzaun hielt den Wagen genau auf der Terrasse von K&S. Bereits jetzt überkam G&M ein komisches Gefühl, als sie die bunten Lichterketten und geschmückten Tannenbäume im Vorgarten sahen. Sowas kannten die beiden gar nicht, und Morbus bekam fast Lust, in Dresden eine Demo gegen die Überfremdung des germanischen Buchenhains zu starten. Sie schritten beide zur Tür und traten sie ein. „Tada! Da sind wir!“ entfuhr es Morbus, der sonst ja sehr wortkarg ist. Krog und Subrom waren gerade dabei, bunte Plätzchen zu backen, und trotzdem sah die Küche total ordentlich aus. Bei G&M würde mehr Teig und Zuckerguss an den Wänden kleben als an den Keksen. Und dann diese wohlgeformte, genau bis unter die Zimmerdecke reichende und mit Kugeln, Lametta und LED-Lichtern beschmückte Nordmanntanne – das fand Morbus schon irgendwie spießig. Aber er wollte nicht so sein und fügte sich dem Schicksal. Gork half mit beim Plätzchenbacken, was dazu führte, dass Subrom noch einmal schnell los fahren und neue Zutaten für das Backen holen musste. Mit 2 Tüten voll Zucker, Mehl, Butter und Wandfarbe kam er wieder – obwohl die Supermärkte bereits alle geschlossen hatten. Nun ja. Er wischte sich noch die letzten Glassplitter aus dem Gesicht und dann konnte das Backen weitergehen. Es war eine fröhliche Aktion, bei der Morbus wie müdestrunken daneben stand, während Gork in seinem Elan nicht zu bremsen war. Besonders das Buntmachen der Plätzchen hatte es ihm angetan. Kaum kam ein Blech voller Kekse aus dem Ofen, ließ er seiner Fantasie freien Lauf. Er mischte ungefähr 1 Liter blauen Zuckerguss zusammen, kippte diesen über das gesamte Blech und schüttete dann noch etwa 2 Kilo Zuckerstreusel, Smarties und lustige Perlen, an denen man sich fast die Zähne ausbeißen konnte, drüber. Für Krog und Subrom, die sonst jeden Zuckerkrümel akribisch genau nach einem ausgetüftelten Konzept auf den Keksen wahllos verteilten, war dies natürlich eine völlig neue Erfahrung. Am Ende gab es ungefähr 2 Zentner bunte Kekse für alle.
Danach konnte es ans Essen gehen. Subrom hatte eigentlich vor, einen schönen Weihnachtskarpfen zu machen, doch er wusste dass Gork ein guter Esser ist. Um Gork zu sättigen, hätte es so viele Karpfen gebraucht, dass dieser dann auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten gestanden hätte. Subrom war jedoch ein passionierter Tierschützer. Daher hatte er die simpelste Lösung gewählt und einfach einen Blauwal gefangen, denn da ist genügend zum Essen dran. Den hauseigenen Pool hatte er kurzerhand mit Tauchsiedern ausgestattet und dann den Wal darin gegart. Dazu gab es natürlich Kartoffeln und jede Menge Meerrettichsoße. Das Essen schmeckte so gut, dass alle vier danach immer noch Appetit und Hunger hatten. Zum Glück war dies ja auch nur als erster Gang gedacht, und stolz präsentierte Krog den zweiten Gang: Eine Gans. Als Beilage dienten Thüringer Kartoffelklöße sowie Rotkohl aus der 3-Minuten-Tüte. Bereits nach der Hälfte der Gans waren alle Mann so pappsatt, dass kein Krümel mehr gegessen werden konnte. Subrom stellte das restliche Essen nach draußen, damit auch die Krähen was Gutes essen konnten.
Dann gab es endlich Geschenke! Morbus überreichte den beiden Freunden ihre liebevoll eingepackten Apparaturen, welche sie mit gespielter Unfreude entgegennahmen. Sie hatten sowieso nichts Besonderes erwartet. Gork aber hatte allen Grund zum Jubel, denn er bekam einen Nintendo 4DS, und Morbus ein bisher verschollen gewesenes Pamphlet von Albert Einstein, in dem er über die Relativitätstheorie herzieht und erklärt, warum diese totaler Unsinn ist. Dieses hatte er aber bereits vor Erfindung der Relativitätstheorie als Schulaufsatz geschrieben, denn Einstein hatte später mit Hilfe der Relativitätstheorie eine Zeitmaschine gebaut und damit in der Vergangenheit Schabernack getrieben. Vielleicht leben wir daher jetzt alle in einem Paralleluniversum, in dem die Relativitätstheorie gilt, und in dem anderen gilt sie nicht. Man könnte es auch als Zeitparadoxon bezeichnen, aber aus Informatiker-Sicht sind Paralleluniversen ja nichts anderes als mehrere Kerne eines Prozessors, die den gleichen Code ausführen, aber unterschiedliche Daten verwenden. Als Morbus merkte, dass sich niemand für seinen etwas nerdhaften Monolog interessierte, hörte er wieder auf mit dem Unsinn – aber auch nur, weil Weihnachten war. Stattdessen zeigten K&S den beiden jetzt ihre neuste Errungenschaft: Ein geheimer Raum, der nur durch eine normale Tür betreten werden konnte, wenn man des Bedienens einer ordinären Türklinke mächtig war. Darin befand sich ein Tisch, auf dem 4 Bildschirme standen, die alle an je einen Hochleistungsrechner angeschlossen waren. Endlich konnten sie das übelst aufregende Strategiespiel „Empires – Die Weihnachtszeit“ flüssig spielen! Sofort stürzten sie sich auf die Computer und ein spektakulärer Zockerabend begann. Mit viel Witz und Herzblut kämpften sie Schlacht um Schlacht im Online-Modus gegen ihre Erzfeinde Andi, Kay, Fördy und Paul, die in der Empires-Welt längst den Status von Legenden hatten und mit wenigen Mausklicks ganze Spiele entscheiden konnten.
Irgendwann nachts um 4 Uhr war es dann so spät, dass draußen bereits die Sonne untergegangen war. Etliche Flaschen Cola waren geleert worden, und mehrere Dutzend zertrümmerte Tastaturen lagen in der Ecke herum. Zum Abschied gab es noch ein paar gekaufte Zimtsterne von Edeka, denn die schmecken sowieso besser als die selbst gemachten. G&M und K&S beschlossen, bald wieder eine LAN-Party zu machen, und dann ging es wieder ab nach Hause. Während der Abschiedszeremonie schlich sich Morbus heimlich in den Schuppen und klaute 2 Kanister Benzin, die er in den Phaeton füllte. G&M stiegen ins Auto, und als Morbus das Licht anwarf, wurde der gesamte Ort in gleißendem Licht getränkt und der Wagen um mehrere Meter zurückgeschleudert, denn Morbus hatte vor kurzem erst die Lampen gewechselt und dabei aus Versehen die 1 Million Watt LED-Birnen verwendet, wovon eigentlich eine ausreicht um den Mond von der Erde aus zu beleuchten. Aber man kann sich im Baumarkt ja auch mal vertun. Nun jedenfalls winkten alle nochmal auf Wiedersehen, und dann ging die wilde Heimfahrt los. G&M bretterten in gewohnt sachtem Tempo über Stock und Stein, so dass die Landschaft nur so vorbei schlierte und man praktisch einen Tunnelblick hatte.
Die Fahrt dauerte eine Weile, aber G&M waren immer noch erfreut über den fröhlichen Abend. Dass soziale Kontakte Freude hervorrufen konnten, war vor allem für Morbus ja eher unbekannt. Mit einer gewissen Glückseligkeit starrten sie in die krähenschwarze Nacht hinein, als sie in der Ferne eine Art leichtes Lichtflimmern am Himmel erblickten. Je näher sie fuhren, desto heller wurde es, und als Gork das im Handschuhfach liegende Teleskop benutzte, konnte er eine Unmenge an umherfliegenden, glühenden Partikeln beobachten. Sah aus wie ein Waldbrand! Sie fuhren vorsichtig weiter, und plötzlich erloderte direkt vor ihnen eine gewaltige Flamme aus einem Baum heraus, und verschlang diesen. Sie stiegen aus und bahnten sich mit dem Feuerlöscher aus dem Kofferraum einen Weg durch das Inferno. Bereits nach wenigen Metern spürten sie nur noch Asche unter den Füßen, und sie standen in einem gewaltigen Kreis aus Feuer. Die holzkohlwüste Gegend wurde vom Flackern der Flammen erhellt, und tausende Reste glühender Aschefunken tanzten wie Glühwürmchen durch die Luft, um nach kurzer Zeit zu verglimmen. Inmitten dieser Landschaft fand sich eine qualmende Ruine, die einmal das Haus von G&M gewesen war. Jetzt ärgerte sich Morbus, dass er nicht doch nochmal kurz vor der Abfahrt geguckt hatte, ob auch ja der Herd in der Küche aus war! Nun war es aber zu spät. Mit einer Emotion, die fast an Niedergeschlagenheit erinnerte, gingen beide zurück zum Auto, und wollten das große Notfallzelt holen. Doch erst nach 2 Stunden Suche fiel Morbus ein, dass er dieses ja immer in seinem Umhang hatte, um für jede Notsituation gerüstet zu sein. Sie bauten das Zelt auf, das auch ein extra Zimmer mit Küche besaß, gingen ins Bett und tankten schon mal Kraft, um Haus und Garten wieder aufzubauen. Ist ja zumindest nicht das erste Abenteuer der beiden, das dies nötig macht.
Gork und Morbus und der Erzähler wünschen Ihnen jedenfalls fröhlichere Weihnachten!


Autor: Paul
Jahr: 2014


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