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Die Abenteuer von Gork & Morbus
Geteiltes Leid ist halbes Leid

Es war... hm, ach ne, so fängt ja fast jede Story an... Eines Tages saßen Gork und Morbus wie gewohnt zu Hause morgens vor ihrer Glotze und guckten ihre Lieblingssendung: Die Strümpfe. War ja klar! Anstatt zu arbeiten oder wenigstens irgendwas Sinnvolles zu tun, zogen sie sich wieder diesen Schund rein. Und das, obwohl ihnen ihr Hausarzt ausdrücklich 4 Wochen Strümpfeverbot verordnet hatte! Nun ja, was soll man machen, ich will ja auch nicht petzen.
Jedenfalls, inmitten dieses kleinen, ca. 634.000 km² großen Waldes in Deutschland wohnten also Gork und Morbus – wer auch sonst. Und es war auch ein ganz normaler Tag, wie jeder Tag also, der normal war, wenn er das war, was fast jeder Tag war, der nicht unnormal war.
Aber... es war ein unnormaler normaler Tag! G&M wollten nach langer Zeit mal wieder zu ihrer Platinmine im waldigen Wald. Also packten sie ihre Sachen, und stopften alles in ihren ausgeliehenen VW Touareg. Der Phaeton war gerade Schrott, denn als Gork damit auf der Autobahn mit gemächlichen 345 km/h in eine Polizeisperre gerast war, da er nicht an das Bremspedal reichte, hatte sich der Wagen mehrmals überschlagen, Feuer gefangen, war eine Böschung hinab gestürzt, und dann hatte Gork auch noch die Kontrolle über das Fahrzeug verloren. Nun ja, shit happens.
Morbus war schon erfreut, denn er war den Leihwagen bisher noch nicht gefahren. Eine abenteuerliche, unbekannte, mit lauter interessanten Entdeckungen, Spiel, Spaß und Spannung bestückte Autofahrt stand ihnen nun also bevor.
Es ging los! KRACH! machte es, denn Morbus war erstmal mit viel Karacho rückwärts in die Atommüllfässer gedonnert. Beim Umschalten in den ersten Gang brach er dann aus Versehen den Schaltknüppel ab. Kann passieren. Er behalf sich mit einem Besenstiel, und versuchte damit, das Getriebe seinen Wünschen nach umzustellen, so wie ein findiger Schlösserknacker mit einer Nähnadel Schlösser knackt. Knacken tat es auch, und schon flogen ein paar Zahnräder durchs Auto. Morbus hatte die Schnauze voll, und er nahm einen Raketenantrieb aus dem Umhang, den er einfach an die Kofferraumklappe klebte, und schon konnte die Fahrt losgehen. Mit abenteuerlicher Geschwindigkeit düste er auf eine ca. 12 Zentimeter hohe Schlucht zu, um die Federung zu testen. RUMMS! Nun hatte es sich ausgefedert. Wahrscheinlich hatte Gork wieder mal zu viel gefrühstückt.
Morbus wollte sich bezüglich dessen bei ihm beschweren, weshalb er einige Momente lang nicht aufpasste, was dazu führte, dass er das Auto kurzerhand gegen den nächstbesten Baum lenkte. Aber das war nicht so schlimm, es war ja nicht ihr Auto, und zur Mine waren es eh nur noch ein paar Hundert Meter.
Nach 76 Kilometern Marsch kamen sie auch schon an der Mine an. Sie waren schon eine Weile nicht mehr da gewesen. Vor dem Mineneingang war eine kleine Lichtung, der Wald herum ansonsten war dicht, und die Bäume ragten hoch gen Himmel, nur wenige Lichtstrahlen berührten den Boden. Der Mineneingang war an den Seiten mit dichtem Efeu bewachsen, die ehemalige stabile Holzabstützung war kaum noch zu erkennen. In der Nähe plätscherte ein Bach. Ein schöner Ort, dachte sich Morbus. Nun aber wollten sie sich an die Arbeit machen. Sie breiteten eine Decke auf dem mit saftigem Moos bewachsenen Boden aus, und machten Picknick. Einige Rehe gesellten sich zu ihnen und fraßen die übrigen 29 Nutellebrote auf, die Morbus einfach nicht mehr schaffte, da er aus Versehen Hefe statt Kakaopulver in seine Milch geschüttet hatte. Na ja, was soll’s. Wem ist so was noch nicht passiert?
Jetzt aber überwand beide der Tatendrang, und sie machen erstmal kurz Mittagsschlaf.
Am nächsten Morgen wurden sie früh wach. Die Sonne stand fast senkrecht über ihnen, so dass es richtig warm war. Gork entzündete eine Fackel, und dann gingen beide mit einem Elan los, so wie wenn unmotivierte Kinder morgens aufstehen sollen, um zur Schule zu gehen. Während Gork dabei freudig im Hopserlauf den ca. 250 Meter langen Tunnel, der ca. 500 Meter in die Tiefe führte, entlang sprintete, war Morbus schon wieder dabei zu überlegen, welchen Fuß er als nächstes vor den anderen setzt. Plötzlich aber stolperte er unerwartet über seine miteinander verknoteten Schuhe, und rollte den langen schrägen Weg hinunter, so dass er früher ankam als Gork, der zwischendurch genüsslich ein paar herunterhängende Wurzeln kaute, bis ihm grün vor Augen wurde.
Okay, nun also waren sie da, dort, wo das Platin nur darauf wartete, abgebaut zu werden! Und hier unten lag jede Menge dieses Zeugs. Schätzungsweise 25 Billionen... Nanogramm.
Morbus nahm nun seine Bohrmaschine, und bohrte ein paar Löcher in die Felswand, aus der das Platin schon heraus fiel, wenn man nur mit der Faust kräftig genug gegen schlug, da die zersplitternden Handknochen dann eine überlagerte Schwingungsbewegung auslösen, was zu einer Interferenz führt. Als Morbus ein großes Loch mit dem Pickel in die Wand geschlagen hatte, nahm er eine Dynamit-Stange aus dem Umhang, tränkte diese vorher noch mal in Spezialkunstdünger, und stopfte sie dann in die Grube. Leider wollte sie nicht recht rein, da Gork Knete in das Loch gestopft hatte, als Morbus nicht hinschaute. Dieser aber wollte nach so vielen Missgeschicken alles perfekt machen und daher ruhig und besonnen angehen. Ohne groß nachzudenken zog er den Vorschlaghammer aus dem Umhang und haute mit aller Kraft auf das Dynamit.
KRAWUMMMMM!
Tausende Felsbruchstücke schossen in Richtung Himmel, und mitten drin waren Gork und Morbus. Das kommt davon, wenn man nicht nachdenkt, bevor man überlegt, etwas zu tun! Bevor Morbus über Gork fluchen konnte, musste er auch schon wieder Rechenzeit damit verschwenden, sich auf den Landeanflug vorzubereiten. Doch bis er es schaffen konnte, den Fallschirm rechtzeitig zu entheddern, hatten bereits beide ihre Fresse voller Blätter, da sie genau in die obersten Baumwipfel gekracht und dort hängen geblieben waren. Während Morbus noch am Überlegen war, ob er jetzt mit dem Fallschirm einfach springen, oder wie ein Eichkater den Baumstamm entlang klettern sollte, hatte Gork bereits den ausklappbaren Flammenwerfer aus Morbus’ Seitentasche stibitzt. Kurzerhand auf die höchste Stufe gestellt, ging sofort das gesamte Blätterdach in einem tosenden Flammenmeer unter, und G&M fielen ungebremst nach unten, und platschten auf das dicke, weiche Moos, das ihren Sturz abfing wie bei einem Sprung auf eine 5 Meter dicke Schaumstoffmatratze der weichsten Sorte. Ursprünglich in Blau gekleidet, hatten ihre Umhänge nun schön saftiges Grün als Farbe. Morbus konnte Gork erstmal gar nicht mehr ausfindig machen, da er nun perfekt getarnt war. Das war ihm im Moment allerdings auch egal. Unsere Ideenbestie machte sich ein paar Gedanken, denn diesmal hatte er völlig zuwider gehandelt, sprich, Missgeschicke gebaut, was ja eigentlich sonst immer in den Händen Gorks lag. Aber als ob man vom Teufel sprach, kam Gork auch angetrappelt, denn er wollte jetzt nach Hause. Das wollte Morbus auch, aber ihm war gar nicht recht, sich jetzt mit Gork abgeben zu müssen. Deshalb erfand er einen genial Trick: Er schlug Gork vor, den langen Nach-Hause-Weg mit ein paar Spielen zu verspaßen, und zwar durch Versteckenspielen. Gork fand die Idee natürlich grandios, und begann sogleich an zu zählen. Von 0 bis 20. Morbus lachte sich schon ins Fäustchen. Er begann zu überlegen, welchen Weg er am besten einschlagen sollte, um schnell und unauffällig nach zu Hause zu kommen. Dazu kramte er seinen Kompass aus den Umhang. Leider war dieser kaputt, denn er zeigte nur nach Norden. Nun musste Morbus ihn erst reparieren. Nach 2 Stunden war er fertig, doch just in diesem Moment hatte auch Gork zu Ende gezählt, drehte sich um und war total erfreut, da er Morbus sofort gefunden hatte. Jetzt wurde getauscht. Gork rannte gleich wie fuchsteufelswild los und verschwand im dichten Wald.
So fand Morbus es eigentlich nur viel besser. Jetzt musste er nicht aufpassen, Gork in die Fänge zu laufen! Gemütlich schlenderte er los, und er freute sich, in wenigen Stunden zu Hause vor dem Labortisch zu sitzen und mal wieder experimentieren zu können. Doch die Tage vergingen, und das Haus war noch immer nicht in Sicht. Inzwischen war sich Morbus aber immerhin darüber klar geworden, dass auch ein pechreicher Tag keine Katastrophe sein muss. Es würde sicher wieder ein besserer Tag kommen, und warum soll er immer leiden, weil Gork Scheiße baut? Es kann ja ruhig auch mal andersherum sein! Nur noch einige Meter musste er laufen, und schon hatte Morbus das Haus erreicht. Jetzt hatte er aber echt Hunger! Da fiel ihm etwas Merkwürdiges auf – die Haustür stand offen! Er vermutete einen gemeingefährlichen Dieb, und bewaffnete sich mit einer dicken Holzlatte, die er aus dem Zaun riss. Dann schlich er sich laut scheppernd ins Haus, wo ihn fast der Schlag traf: Die Kühlschranktür stand sperrangelweit offen, Milch und Butter waren auf den Fliesen verschüttet, Nutellagläser lagen zerbrochen in der Spüle. Der Teufel muss hier gewütet haben, dachte sich Morbus. Doch da lag er wieder mal falsch. Als er ganz ungestüm die Marmeladenspur von der Küche die Treppe hinauf bis ins Schlafzimmer verfolgte, fand er an deren Ende Gork im Bett liegen und pennen.
Das war auch das einzige, was Morbus jetzt tun wollte – endlich mal wieder ausschlafen! Vorher aber kochte er sich noch ein leckeres Mittag, Eisbein mit Sauerkraut, bevor er sich auch auf das Bett warf, das unter seiner schweren Last zusammenbrach. Aber da war Morbus schon eingeschlafen.

© 2009, Neuverfassung des Originals von 2003


Autor: Paul
Jahr: 2009


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