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Die Abenteuer von Gork & Morbus
Der DSL-Anschluss

Gork & Morbus
Der DSL-Anschluss

Nun, wie soll ich anders sagen... es war mal wieder ein ganz normaler Morgen bei G&M. Sie saßen gemütlich am Frühstückstisch und futterten Brötchen mit Marmelade und Ketschup. Ja, Sie haben richtig gelesen, Ketschup – denn die Majonäse war leider ausgegangen und niemand wusste, wann sie wiederkehren würde.
Nach einiger Zeit waren sie auch schon fertig, und Gork wetzte in sein Zimmer, um seine neue Playstation 3 anzuschmeißen, die er bei seinem letzten Ausflug nach Japan hatte mitgehen lassen. Ach, da fällt mir ein, er war ja noch nie in Japan – demnach hat er auch gar keine PS3, ich meinte natürlich die alte Xbox 360, welche er auf dem Schwarzmarkt in Usbekistan für 2 Zloty ersteigert hatte.
Na, wie auch immer, während Gork sich nun wichtigen Aufgaben zur Steigerung des deutschen Humankapitals widmete, erledigte Morbus so unwichtige Dinge wie Aktiengeschäfte abwickeln – er musste noch seinen 25-prozentigen Anteil an den VW-Aktien loswerden – oder Handelsabkommen mit unterentwickelten Industrieländern wie Kongo und den USA abschließen. Aber bevor er das tat, ging er erstmal nach draußen, um die Post zu holen.
Schon als er die Tür aufmachte, merkte er, dass er den Geschirrspüler noch nicht angemacht hatte, was ihn dazu veranlasste, noch einmal den Backofen auf seine Funktionstüchtigkeit zu überprüfen.
Kurz darauf ging er nach draußen. Es war ein schöner Herbsttag, die Sonne schien so stark, dass man keine Taschenlampe brauchte, um sich zurechtzufinden, es wehte ein leichter Orkanwind und die Blätter der Bäume waren zum Teil schon grün gefärbt. Morbus nahm sein neues mit 2 Rädern sowie Kettenantrieb ausgestattetes Fahrrad, warf es in den Kofferraum seines Phaetons und brauste den Waldweg entlang. Nun fuhr er zum 2 Kilometer entfernten Briefkasten, stieg aus, nahm die Post, holte das Fahrrad raus, packte die Post in den Gepäckträger des Fahrrads, warf das Fahrrad wieder in den Kofferraum und fuhr zurück.
Zuhause angekommen, sah er, wie große schwarze Rauchschwaden aus Gorks Zimmer emporstiegen. Morbus dachte sich nichts dabei und schaute erstmal die Post durch. Gasrechnung, Telefonrechnung, Gerichtsvorladung bei Barbara Salesch... nichts Neues also. Morbus war enttäuscht, wie jedes Mal, wenn er die Post durchschaute. Er wartete immer noch auf eine Antwort von Prinzessin Diana, der er vor einigen Jahren mal eine Einladung ins Café geschickt hatte. Er war auch etwas wütend, da er als Begrüßungsgeschenk extra einen neuen, schwarzen Mercedes mitgeschickt hatte, der zwar einige schwerwiegende technische Mängel besaß, aber es ging ja ums Prinzip. Vertieft in Gedanken merkte er gar nicht, wie sich ein kleiner Wasserfall auf der Treppe gebildet hatte und die ganze Stube voll lief. Irgendwann bekam er nasse Füße und ging nach oben, um sich frische Socken aus dem Wäschekorb für Dreckwäsche zu holen. Dabei hörte er merkwürdige Geräusche aus Gorks Zimmer. Morbus öffnete ruckartig die Tür und fiel sofort in Ohnmacht, da ihm eine fette schwarze Smogwolke ins Gesicht geweht wurde. Erst nach 2 Sekunden wachte er wieder auf und musste erstmal mit dem Hochdruckreiniger seine Atemwege wieder säubern. Dann stürmte er zu Gork und sah ihn heulend auf dem Teppich sitzen, neben ihm eine völlig verschmorte Xbox 360. Gork hatte nämlich versucht, den Online-Service Xbox Live zu nutzen, wofür er ein Kabel von der Hochspannungsleitung bis zur Konsole gelegt hatte.
Morbus ging gelangweilt wieder in die Stube und machte den Fernseher an. Während er Radio hörte, öffnete er den Brief der Telekom. Als er den fälligen Betrag sah, bekam er fast die Krätze. Die Gesamtkosten für Telefon- sowie Internetverbindungsdienste beliefen sich auf immerhin 4,29 €, und das für ein ganzes Jahr! Wie ein nach Blut ätzender Ninja wetzte er fauchend die Treppe hoch und hielt Gork den Wisch vors Gesicht. Gork verstand nur Bahnhof und Morbus musste daher erst sein neues Wörterbuch „Berlinerisch – Bahnhof“ rauskramen, um Gork zu überzeugen, dass ein derartig hoher Rechnungsbetrag keinesfalls duldbar sei und deshalb rasch, sofort und so schnell wie möglich gehandelt werden müsse.
Gork aber kapierte nicht, worum es ging, und widmete sich wieder der Beerdigung seiner Konsole.
Morbus schüttelte nur den Kopf und warf das Englischwörterbuch wieder in den Müll.
Dann ging er in sein geheimes Labor, von dem nur Morbus weiß, wo es ist, setzte die Flagge auf Halbmast und versuchte eine Lösung für das Rechnungsproblem zu finden. Er überlegte, den Betrag von der Steuer abzusetzen, bis ihm einfiel, dass sie ja beide gar nicht gemeldet waren und demnach auch keine Steuern zahlten. Da er keine weitere Idee hatte, schaltete er erstmal seinen Computer ein. Während Windows installiert wurde, bastelte Morbus an seinem neuen Raketenabwehrsystem, um gegen das nächste Silvester gewappnet zu sein. Nachdem das nagelneue Windows 95 installiert worden war, schaute Morbus erstmal nach E-Mails, aber er hatte natürlich keine bekommen, da er es immer noch vorzog, seine E-Mail-Adresse geheim zu halten. Daher spielte er erstmal eine paar Minuten lang lustige Ego-Shooter online. Als er dann sah, dass die 4 Stunden im Internet ihn ganze 16 Cent gekostet hatten, vernichtete er den Computer sofort mit einer geballten Ladung Salzsäure und bestellte einen Augenblick später einen neuen Low-End-Rechner für gerade mal 5999,99 €. Nun war ihm klar, dass das so nicht weiter gehen konnte, solch derart hohen Wucherpreise für Telekommunikationsdienstleistungen konnten sich Gork und Morbus unmöglich weiterhin leisten! Eine Lösung lag ihm im Moment jedoch fern, so dass er erstmal eine Packung Zucker in Salzwasser auflöste, was sich jedoch als nicht allzu wenig unproblematisch herausstellte, da sich Papier nicht so ohne Weiteres in Wasser auflösen lässt, was jeder weiß, der schon mal mit seinem Trabbi durch einen Fluss gefahren ist.
Kurze Zeit später klopfte Gork an der Tür. Er hatte sich eine neue PSP bestellt und faselte nun etwas von High-Speed-Internet, wobei er für Morbus fremdartige Begriffe wie „DSL“, „Flatrate“ und „Telefon“ verwendete, so dass Morbus erstmal die Auskunft anrufen musste, um sich zum Herausgeber des Brockhaus’ durchstellen zu lassen, der ihm innerhalb von 2 Stunden alle Begrifflichkeiten erklären konnte. Nun darf man das natürlich nicht allzu hoch werten, schließlich hat der Professor nur ein Englisch-Wörterbuch benutzt, nachdem Morbus ihn 115 Minuten lang damit zugelabert hatte, wie hässlich die Titelseite des neuen Informatik- und Telekommunikations- Brockhaus’ war, den er zufälligerweise vor sich liegen hatte.
Morbus war sprachlos vor Staunen. Dass die Zivilisation bereits so weit entwickelt war, hätte er beim besten Willen nie geahnt. Kostenlos nach E-Mails gucken und telefonieren, und das für 39,95 € pro Monat! Er war beinahe begeistert, so dass er erstmal in Ruhe ein Nickerchen hielt. Gork aber konnte es natürlich nicht warten, in wenigen Minuten würde seine PSP, die er per Überschall-Express, einem neuen Service von DHL mit einer pauschalen Preisgestaltung von 100 € pro Kilometer Lieferstrecke, anliefern ließ, eintreffen, und bis dahin sollte natürlich DSL schon da sein, damit er sofort mit der neuen Konsole gegen andere Spielesüchtige aus aller Welt antreten konnte.
Dazu rief er bei der Telekom an, um den Anschluss zu beantragen. Als die netten Telekommitarbeiter jedoch merkten, dass G&M mitten im Wald wohnten, wurden sie etwas weniger unrabiat, und erst als Gork bereit erklärte, sie würden die Kosten für die Verlegung des Kabels durch den Wald übernehmen, gab die Telekom grünes Licht, indem sie ein wenig Plutonium durch das Telefonkabel zu Gork schickten.
Es dauerte nicht lange, und großer Baulärm erschütterte die Waldstille. Morbus versuchte nämlich, die Tür seines Schuppens zu reparieren. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er gar nicht merkte, wie riesige Bulldozer und Bagger eine breite Schneise durch den Wald schlugen, um die neue Öl-Pipeline von Russland nach Deutschland zu verlegen.
Kurze Zeit später sah Morbus im Wald einen Mann, der eine Rolle Kupferdraht bei sich hatte und diesen ausrollte. Morbus wollte sogleich seine Schrotflinte herausholen, da er den Typen für einen Wilderer hielt, als er jedoch die große Aufschrift „Telekom“ auf der Jacke sah, legte er das Schwert wieder beiseite, da er es nicht für richtig hielt, in freier Wildbahn vorkommene Telefone zu erlegen. Als Gork den Typen vom Schornstein aus sah, rannte er sofort freudig ihm entgegen, so dass dieser vor Schreck tot umfiel, denn er hatte die gute alte Parkinson-Krankheit.
Aber was machte das schon! Während Morbus versuchte, die Leiche in die Biotonne zu stopfen, warf Gork den Rest der Drahtrolle in hohem Bogen Richtung Haus, wo sie klirrend durchs Fenster krachte. Der Anschluss an was Welt-Weite Web war also so gut wie gegeben! Jetzt fehlte nur noch ein DSL-WLAN-Modem. Das lag ja nun leider zusammen mit dem Telekom-Mitarbeiter in der Mülltonne, die gerade von der Müllabfuhr geleert wurde. Doch Gork fand immer einen Weg, wenn er was haben wollte: Er quengelte so lange bei Morbus rum, bis dieser sich freiwillig dazu entschied, einen WLAN-Router zu bauen. Allerdings hatte er ja von Internet im Grunde gar keine Ahnung, und schon gar nicht, wie man so ein Ding baut. Also ging er erstmal mit seinem iPhone per UMTS auf die Seite www.wie-bauche-ich-mir-aus-nem-alten-Toaster-und-ner-Küchenmaschine-einen-Router.de, und schraubte so ein technisches Wunderwerk in wenigen Minuten nach. Gork entriss es ihm freudig aus der Hand und keine Sekunde später hörte man einen großen Knall aus Gorks Zimmer, der danach rabenschwarz hinausgetorkelt kam. Ja, da hat Morbus wohl eine lose Schraube im Gerät liegen gelassen! Zum Glück war nicht die Sicherung rausgeflogen, sonst hätte Morbus jetzt in den Keller gehen müssen, um sie wieder einzuschalten. Na gut, nachdem der Router dann perfektioniert worden war, konnte Gork ihn anschließen und schon strahlte im ganzen Haus den ganzen Tag über ein starkes elektromagnetisches WLAN-Feld, das die Lebenszeit von G&M um schätzungsweise 1% pro Tag verringert, aber was tut man nicht alles fürs Internet. Gork jedenfalls war hoch erfreut, denn nun konnte er die ganze Zeit mit seinem Nintendo DSi den ganzen Tag irgendwelche komischen Spiele online zocken. Das fand auch Morbus ganz gut so, denn jetzt hatte er wenigstens Ruhe vor dem Sturm.
Eines Tages aber wurde Morbus neugierig und fragte sich, was das Internet eigentlich ist. Deshalb entschloss er sich, seinen neuen PC an das WLAN anzuschließen und damit rumzusurfen. Kaum hatte er eine Verbindung mit dem Router hergestellt, ertönten unaufhörlich Hunderte von merkwürdigen Pieptönen seines Antivirenscanners. Nach kurzer Zeit begann der Bildschirm seltsam Rot und Gelb immer schneller zu blinken, und ein Sirenengeheul kam aus dem Computer. Morbus lies es sich lieber nicht 2 Mal sagen, den Stecker zu ziehen, und rannte deshalb einfach so schnell es ging aus dem Zimmer, bevor er die Tür verbarrikadierte. Wenige Augenblicke später wurde das Haus von einer gewaltigen Explosion erschüttert. Morbus öffnete wieder die Tür, und man sah nur noch ein großes Loch im Haus, denn das ganze Zimmer war weggesprengt worden. Dann kam auch noch Gork angelaufen, denn er war traurig, dass er mit seinem Brummkreisel plötzlich keine Verbindung zum Internet mehr herstellen konnte. Und als ob das nicht schon Grund genug wäre, von einer Klippe zu springen, sah Morbus durchs Fenster, wie im Wald ein furchtbares Feuer toste. Der DSL-Draht hatte sich völlig überhitzt und dabei auf seiner gesamten Strecke das Unterholz entzündet. Jetzt hatten G&M erstmal zu tun zu verhindern, dass die Feuersbrunst sich auf Haus und Garten ausbreitete. Da er von dem ganzen Tag schon so geschafft war, wollte Morbus sich zwischendurch erstmal ein paar Schnäpse hinterkippen, doch als ihm einfiel dass er Antialkoholiker war, warf er die Flaschen in die Flammen, was eine kleine Stichflamme nach sich zog, die die neue Schuppentür in Brand setzte.
Auch wenn es jetzt gleich sicher so aussieht, als wollte ich die Geschichte zu einem Ende bringen – es stimmt! Nein, natürlich nicht, denn ich kann mir ja nicht ausdenken, wann ein Abenteuer zu Ende ist, sondern nur das schildern, was passiert ist. Plötzlich jedenfalls zog eine gewaltige Unwetterfront über Deutschland und mehrere Kubikmeter Wasser pro Quadratmeter prasselten auf die Erde nieder, was das Feuer dazu veranlasste, erstmal klein bei zu geben.
Tja, damit war der erste Versuch, G&M an das moderne Kommunikationsnetz anzuschließen, gescheitert! Aber was soll man machen. Jetzt waren sie jedenfalls erstmal froh, alles heil überstanden zu haben, und Morbus kramte schon mal einen alten Quelle-Katalog raus, um nach einem neuen Computer zu suchen. Leider konnte er da nix bestellen, denn unter der angegebenen Nummer gab es komischerweise keinen Anschluss mehr...


Autor: Paul
Jahr: 2009


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